Minirock. Jeanshosen bis über die Backen. Shirts mit Ausschnitt bis zum Bauchnabel. Bauchfrei bis Brustansatz. 

Keines dieser modernen Kleiderordnungen findet sich in meinem Schrank. Aber ja, ich bin eine Frau. Eine junge Frau. Ich mag Jupes lieber als Jeans, enge Shirts lieber als Säcke. Ist das eine Einladung? Nein!! Keines, aber gar kein Kleidungsstück gibt einem Mann das Recht, über meinem Willen zu stehen und meinen Körper zu benutzen. Und auch wenn ich mit dem Bikini in der Beachbar bin - niemand hat das Recht, sich zu nehmen, was ich nicht will. Es gibt Menschen, die kleiden sich dezent. Menschen, die sind modebewusst. Menschen, die sich für sich selber so kleiden müssen, damit sie sich nicht hassen. So eine bin ich. Ich hasse mich in Jeans. Ich finde, ich sehe dick aus. Ich hasse meinen Körper. Also ziehe ich mich so an, dass ich mich SELBER anschauen mag - einigermassen attraktiv finde. Aber gibt mein Köpergefühl anderen das Recht, mich auszuziehen mit ihren Blicken? Soll ich mich hinter Vorhängen verstecken, mich selber anekeln, dafür keinerlei Aufsehen erregen?! 

Monatelang verbot ich mir, Röcke an zu ziehen, nachdem beim Prozess gegen den letzten Täter (Fall am HB, 31.3.2016) die Gegenanwältin provokativ fragte, wie lange denn mein Rock gewesen sei. Sie erwartete keine Antwort. Ich brach in Tränen aus. Bin ich SCHULD, weil ich ein Röckchen trug, das über meinen Knieen endete??? 


Wir alle
tragen Masken,
und es kommt der Zeitpunkt,
an dem wir sie
nicht mehr abnehmen können,
ohne dabei
Stücke unserer Haut
mit abzutrennen.

André Berthiaume (*1938)